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Der Alteste (Geront) Paisios Hagioritis (1924-1994)

Worte des Geronten Paisios

Kleine Philokalie - Geschichten aus dem Gerontikon

Uber das Gute und das Bose

Uber die Genusssucht

Uber die Habsucht

Uber die Buße

Uber das Gebet

Uber das Fasten

Kleine Philokalie

Geschichten aus dem Gerontikon - Uber das Gute und das Bose

Abt Antonios / Abt Arsenios / Abt Agathon / Heiliger Jesaja der Anachoret / Abt Alonios / Abt Johannes Kolovos / Abt Isaak der Presbyter der Klausen / Abt Jakob / Abt Poimen / Abt Romaios / Athanasius der Gro?e / Heiliger Markos der Einsiedler / Heiliger Diadochus von Photike / Heiliger Petros Damaskenos

Abt Antonios

Unser Leben und unser Tod sind unsere Nachsten. Wenn wir unseren Bruder gewinnen, haben wir Gott gewonnen; aber wenn wir unseren Bruder verargern, haben wir gegen Christus gesundigt. (1)

Einmal besuchten einige Geronten und mit ihnen der Abt Joseph den Abt Antonios. Der Alte wollte sie prufen, indem er einen Spruch aus der Bibel nahm und sie nach seiner Bedeutung fragte und er fing bei dem Jungsten an. Und jeder sagte der Reihe nach seine Meinung. Und zu jedem einzelnen sagte der Alte am Ende seiner Ausfuhrungen:

•  Du hast es noch nicht verstanden.

Zum Schluss fragte er auch Abt Joseph:

•  Was glaubst du, was der Spruch bedeutet?

Und dieser antwortete:

•  Ich wei? nicht. (2)

Da sagte Abt Antonios:

•  Auf jeden Fall hat Abt Joseph den Weg gefunden, da er gesagt hat "ich wei? nicht".

ABT Antonios sagte:

•  Es kommt eine Zeit, da verlieren die Menschen den Verstand und wenn sie dann einen finden, der nicht den Verstand verloren hat, fallen sie uber ihn her und schreien ihn an: "Du hast den Verstand verloren", denn er ist nicht wie sie. (3)

DREI VATER hatten die Gewohnheit, jedes Jahr zum seligen Antonios zu kommen. Wahrend zwei von ihnen ihn uber die Gedanken und uber das Heil der Seele fragten, schwieg der Dritte und fragte nichts.

Nach langer Zeit sagte Abt Antonios zu ihm:

•  Siehe, jetzt kommst du schon so lange Zeit hierher und fragst mich nichts.

Und jener gab ihm zur Antwort:

•  Es genugt mir schon, dich zu sehen, Vater. (4)

ABT Antonios sagte:

•  Ich furchte mich nicht langer vor Gott, sondern liebe ihn. "Denn die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus". (I Joh. 4, 18) (5)

ES SAGTE Abt Antonios:

•  Derjenige, der das Eisen schmiedet, denkt erstmal daruber nach, was er herstellen will, eine Sichel, ein Messer, ein Beil. So mussen auch wir uberlegen, fur welche Tugend wir kampfen, damit wir uns nicht umsonst abmuhen. (6)

Abt Arsenios

Eines Tages befragte Abt Arsenios einen alten agyptischen Mann. Jemand bemerkte das und sagte zu ihm :

•  Abt Arsenios, wie kann es sein, dass du mit einer derart guten Ausbildung in Latein und Griechisch diesen armlichen Bauern nach seinen Gedanken befragst?

Und dieser antwortete ihm:

•  Die romische und griechische Bildung mag ich beherrschen, aber das Alphabet dieses einfachen Mannes habe ich noch nicht gelernt. (7)

Abt Agathon

ER SAGTE:

•  Der Mensch, der sich erzurnt, ist bei Gott nicht willkommen, auch wenn er Tote erweckt. (8)

Heiliger Jesaja der Anachoret

Der ZORN ist eine naturliche Leidenschaft des Verstandes. Und ohne Zorn wird der Mensch nicht gereinigt – wenn er sich nicht uber alle Sunden erzurnt, denen der Widersacher ihn mittels der Menschen unterwirft. Und als Hiob ihn entdeckte, verfluchte er seine Feinde mit diesen Worten: "Ehrenlose und Verdorbene, die ihr nichts Gutes an Euch habt, die ich nicht wert geachtet hatte, sie zu den Hunden in meiner Herde zu stellen" (9) Derjenige, der seinen naturlichen Zorn erreichen will, rei?t seinen ganzen Willen aus, bis dieser sich in den naturlichen Zustand des Verstandes erhebt. (10)

Abt Alonios

ES FRAGTE einmal der Abt Agathon den Abt Alonios:

•  Wie kann ich meine Zunge zahmen, um nicht zu lugen?

Und Abt Alonios antwortete ihm:

•  Wenn du nicht lugst, wirst du viele Sunden begehen.

Jener sagte dann:

•  Was meinst du damit?

Und der Gerontas sagte ihm:

•  Wenn zwei Menschen vor deinen Augen einen Mord begehen, der eine sich in seinem Zimmer versteckt und der Herrscher dich auf der Suche nach ihm, fragt: "Ist der Mord vor dir geschehen?" Wenn Du nicht lugst, ubergibst du den Menschen dem Tod. Lass ihn besser frei vor dem Angesicht Gottes, der alles wei?. (11)

Abbt Johannes Kolovos

EINIGE GERONTEN fanden sich ein, um bei ihm in der Klause zu essen, unter ihnen auch der Abbt Johannes. Es stand also jemand auf, der zufalligerweise der alteste von ihnen war, um den Krug mit dem Wasser anzubieten, keiner von ihnen wollte das Wasser annehmen nur Johannes Kolovos. Die Ubrigen wunderten sich und sagten ihm:

•  Wie konntest du es wagen, der du so viel junger bist, dich von ihm bedienen zu lassen.

Und er sagte ihnen:

•  Jedes Mal, wenn ich den Krug anbiete, freue ich mich, wenn alle davon nehmen, denn so verdiene ich mir meinen Lohn. Aus diesem Grund habe ich das Wasser jetzt angenommen, damit er seinen Lohn bekommt, vielleicht ist er betrubt daruber, dass keiner von ihm angenommen hat. Und als sie dies horten, bewunderten sie ihn und lernten von seiner Wachsamkeit (diakrisis). (12)

Abt Isaak der Presbyter der Kellion

ES SAGTE Abt Isaak:

•  Als ich junger war, lebte ich mit Abt Kronius zusammen, der mich nie um etwas bat, obwohl er alt war und vor Schwache zitterte. Er stand immer auf und brachte mir und den anderen ohne Ausnahme den Krug. Ich habe auch mit Abt Theodoros von Pherme gelebt und auch er bat mich nie darum, etwas zu tun, sogar den Tisch deckte er allein und sagte:

•  Bruder, wenn du essen willst, so komme.

Und ich sagte zu ihm:

•  Abt, ich bin zu dir gekommen, um von dir zu lernen, um Nutzen daraus zu ziehen, warum bittest du mich nie um etwas?

Aber der Gerontas schwieg. So ging ich und suchte bei den Geronten um Rat. Die Geronten kamen also und sagten zu ihm:

•  Abt, der Bruder kam zu deiner Heiligkeit, um Nutzen daraus zu ziehen, warum bittest du ihn nie um etwas?

Und der Gerontas antwortete ihnen:

•  Bin ich vielleicht ein Vorsteher einer Gemeinschaft, um ihm zu befehlen? Ich bitte ihn nie um etwas, aber wenn er will, und er sieht, dass ich etwas mache, kann er das auch machen.

Seit damals kam ich ihm zuvor und tat das, was er vorhatte zu tun. Und dieser wiederum verrichtete die Dinge, die er tat, still. Und das hat er mich gelehrt, mein Werk in Stille zu verrichten. (13)

Abt Jakobus

ES SAGTE der Abt Jakobus:

•  Es ist besser fur jemanden, in die Fremde zu gehen, als Besuch zu empfangen. (14)

Abt Poimen

ES SAGTE der Abt Joseph:

Wir waren zusammen mit Abt Poimen, als dieser Agathon mit Abt ansprach. Und wir sagten zu ihm:

•  Er ist jung, warum nennst du ihn Abt?

Und Abt Poimen sagte:

•  Seine Zunge hat aus ihm einen Abt gemacht. (15)

Abt Romaios

ER SELBER erzahlte uber einen Geront, der einen guten Schuler hatte und diesen aus Missachtung mit seinem Mantel aus der Klause schickte. Der Bruder blieb jedoch geduldig drau?en. Als der Gerontas die Tur offnete, sah er ihn dort sitzen und verbeugte sich vor ihm und sagte:

•  Vater, die Bescheidenheit deiner Geduld besiegte meine Unvorsichtigkeit. Komm herein; ab jetzt bis du der Geront und Vater und ich unerfahren und der Schuler. (16)

Athanasius der Gro?e

WENN ALLES, WAS WIR UMS UNS HERUM SEHEN, Werke des Bosen sind, welches ist dann das Werk des Tugendhaften? Denn wir sehen nichts anderes als die Schopfung des Schopfers. Und woher sollten wir wissen, dass der Tugendhafte existiert, wenn es nicht seine Werke gabe, durch diese wir den Schopfer erkennen. Und schlie?lich, wie ist es moglich, dass es zwei so vollkommen gegensatzliche Wesen gibt und was ist das, was sie voneinander trennt, so dass sich das eine weit weg von dem anderen befindet? Denn es ist unmoglich, dass diese beiden zusammen existieren, denn das eine hebt das andere auf. Auch konnte das eine nicht im anderen bestehen, da sie von Natur aus nichts Gemeinsames haben und sich nicht verbinden lassen. (17)

Heiliger Markus der Einsiedler

DAS GUTE, dessen das du dich entsinnest, tue es; und das, dessen du dich nicht entsinnest, wird dir offenbart. Ubergebe den Sinn furs Gute nicht gedankenlos dem Vergessen. (18)

SAG NICHT, dass du dir eine Tugend ohne Trauer angeeignet hast; keine Tugend ubersteht die Prufung, die einfach gewonnen wurde. (19)

VIELE RATSCHLAGE der anderen sind zu unserem Guten; nichts aber ist nutzlicher fur jeden einzelnen als seine eigene Meinung. (20)

WENN DU geheilt werden willst, pflege dein Gewissen, tue, was es dir sagt, und du wirst die Medizin finden. (21)

DIE GEHEIMNISSE eines jeden Menschen kennen Gott und das Gewissen; von diesen beiden kann jeder gebessert werden. (22)

WER die Besonnenheit beschimpft und stolz ist auf seine Unwissenheit, ist nicht nur ungeschickt in der Rede sondern auch in der Erkenntnis. (23)

SO WIE sich die Weisheit in Worten von der Besonnenheit unterscheidet, so unterschiedlich ist die Unfahigkeit der Worte von der Unbesonnenheit. (24)

BESSER du betest mit Frommigkeit fur deinen Nachsten, als dass du ihn fur jede seiner Sunden kontrollierst. (25)

WENN MAN mit dir unfreundlich spricht, rege dich uber dich selbst auf, nicht uber den anderen, denn wenn das Gehor ubel ist, wirst du ubel antworten. (26)

ETWAS ANDERES ist die Ausfuhrung eines Gebotes und etwas anderes die Tugend, auch wenn das eine von dem anderen ausgeht, um Gutes zu tun. (27)

TUE GUTES immer so viel wie du vermagst, und wenn das Gro?ere von Noten ist, wende dich nicht zum Kleineren; denn wie die Heilige Schrift (28) besagt, der, der zurucksieht, der ist nicht geschickt fur das Reich Gottes. (29)

DER MENSCH kann nicht einmal das, was ihm von Natur aus gegeben wurde, verwalten. Christus schenkt durch das Kreuz die Adoption. (30)

DAS ERSTE Ubel ist die Unwissenheit; als nachstes folgt die Unglaubigkeit. (31)

DIE VERURTEILUNG unseres Gewissens ist keine Demut sondern die Gnade Gottes und das Wissen um Seine Sympathie. (32)

Heiliger Diadochus von Photike

DAS BOSE liegt nicht in der Natur, und niemand ist von Natur aus schlecht; denn Gott hat nichts Schlechtes geschaffen. Wenn jemand durch seine Begierlichkeit einen bosen Gedanken erweckt, und so den Untergrund fur den Uberbau schafft, so erhalt er seine Existenz durch seinen Willen aufrecht, ohne in sich Existenz zu haben. Es ist von Nutzen, standig an Gott zu denken, um die bose Gewohnheit loszuwerden. Denn die Natur des Guten ist viel starker ist als die Gewohnheit des Bosen. Das Gute existiert ja wirklich in uns, wahrend das Bose nur aufgrund eines Willensakts bestehen kann.. (33)

Heiliger Petros Damaskenos

ES SIND NICHT SCHLECHT die Nahrungsmittel, sondern die Gefra?igkeit; auch nicht das Geld sondern die Geldgier; nicht das Reden sondern die Geschwatzigkeit; nicht die Annehmlichkeiten in der Welt sondern die Ubertreibung; nicht die Liebe gegenuber der Unseren sondern nur wenn sie Anlass gibt, Gott nicht dankbar zu sein; weder die Kleidung, wenn wir diese besitzen, um uns zu bedecken und uns vor der Kalte und der Hitze zu schutzen sondern der Uberflu? und der Luxus; auch nicht die Hauser, wenn wir sie zu unserem Schutze vor dem oben Erwahnten und auch vor den Feinden, Tieren und Menschen besitzen sondern die zwei- und dreistockigen, die gro?en und teuren Hauser; auch nicht der Besitz sondern das, was nicht zu dem absolut Notwendigen gehort; auch die Bucher schaden denjenigen nicht, die die Besitzlosigkeit wunschen sondern nur, wenn sie diese nicht zum Gott geziemenden Lesen benutzen; auch nicht die Freunde sondern die Freunde, die unserer Seele nicht gut tun; auch die Frau ist nicht schlecht sondern die Prostitution; nicht der Reichtum sondern die Habsucht; nicht der Wein sondern die Trunkenheit; weder der naturliche Zorn, den wir uber unsere Sunden haben sondern der, den wir uber unsere Mitmenschen empfinden; nicht die Macht, aber die Herrschsucht; nicht der Ruhm, aber der Ehrgeiz oder was noch schlimmer ist, die Eitelkeit; nicht die Tugend, sondern dass wir glauben, sie ware die unsrige; nicht das Wissen, aber dass wir uns fur Wissende halten und das, was noch schlimmer ist, daruber unsere Unwissenheit ignorieren; nicht das wahre Wissen, sondern das trugerische Wissen; nicht die Welt ist schlecht, aber die Leidenschaften; nicht die Natur sondern die Verderbnis; nicht die Eintracht, aber die Vereinigung der Ubeltater und jede Vereinigung, die der Rettung der Seele nicht hilft; weder die Korperteile sind schlecht sondern deren schlechte Nutzung; denn es wurde uns nicht die Sehfahigkeit gegeben, damit wir sehen, was wir nicht sollen, sondern damit wir den Schopfer lobpreisen angesichts seiner Schopfungen und wir uns weiter entwickeln fur das wahre Wohl unserer Seele und unseres Korpers; noch das Gehor, damit wir uns mit Verleumdungen und Torheiten beschaftigen, aber damit wir das Wort Gottes horen und jede Stimme der Menschen, der Vogel und aller anderen und ihren Dichter lobpreisen; auch nicht der Geruchsinn, damit die Seele verweichlicht und ihre Besonnenheit in den Parfums verliert, wie Theologos sagt, aber damit wir die Luft, die uns Gott geschenkt hat, einatmen und ihn dafur lobpreisen, denn ohne Luft kann weder Mensch noch Tier leben (…). Und die Arme und die Beine sind uns nicht gegeben worden, damit wir stehlen, entwenden und Andere schlagen, aber damit wir sie benutzen zu gottgefalligen Tugenden; die Seelenschwachsten, damit sie den Armen Almosen geben und allen Bedurftigen helfen, um auf diese Weise vollkommen zu werden, und die Starksten in Seele und Korper, damit sie in Besitzlosigkeit leben und Christus und seine heiligen Schuler nachahmen und damit sie Gott lobpreisen und bewundern, dass auch in uns Seine Weisheit ist. Diese unsere Hande und unsere schwachen Finger sind mit der Fursorge Gottes fahig zu jeder Wissenschaft und Arbeit, zum Schreiben und zu jeder Fertigkeit; aus denen die Kenntnisse der unzahligen Techniken und Schriften stammen. Und allgemein alles, was entstanden ist und entstehen wird sind Geschenke, die uns gegeben wurden und standig gegeben werden, damit wir korperlich uberleben konnen und seelisch gerettet werden, wenn wir dies alles den Zielen Gottes gema? benutzen und wenn wir ihn durch sie mit unendlicher Dankbarkeit lobpreisen. Ansonsten wurden wir verwahrlosen und vernichtet werden und alles in diesem Leben wurde zur Trauer fuhren, aber auch in die ewige Holle im kunftigen Leben, wie bereits erwahnt. (34)


 

1) Gerontikon, 9

2) Gerontikon, 16

3)  Gerontikon, 24

4) Gerontikon, 26

5)  Gerontikon, 31

6)  Gerontikon, 34

7)  Gerontikon, 6

8)  Gerontikon, 19

9)  Hiob 30, 1

10)  Uber den Erhalt des Verstandes, I

11)  Gerontikon, 4

12)  Gerontikon, 7

13)  Gerontikon, 2

14)  Gerontikon, 1

15)  Gerontikon, 61

16)  Gerontikon, 2

17)  Gegen die Idole, 7

18) Uber das geistige Gesetz, 60

19) ebd. 66

20)  ebd. 68

21)  ebd. 69

22)  ebd. 70

23)  ebd. 81, s. 2.Kor. 11, 6

24)  ebd. 82

25)  ebd. 132

26)  ebd. 153

27)  ebd. 193

28)  Lk. 9, 26

29)  Uber das geistige Gesetz, 200

30)  Uber die, welche glauben, durch Werke gerechtfertigt zu werden, 26

31)  ebd. 105

32)  ebd. 111

33)  Asketische Reden, 3

34)  Uber das Lesen in Gottes Sinne

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